Lexikon der Öle
Öle werden aus Kernen, Samen, Keimen und Früchten
gewonnen. Sie kommen mit der Deklaration kaltgepresst oder raffiniert in den
Handel. Wobei der erste Begriff den Verbraucher leicht in die Irre führen kann,
denn letztendlich dürfen alle Öle, die bei Temperaturen bis 160 Grad Celsius
gepresst werden, so genannt werden.
Nativ heißen naturbelassene Öle.
Wir stellen die wichtigsten Öle vor,
die übrigens alle cholesterinfrei sind!
ARGANÖL
Traditionell wird das Öl in marokkanischen Bergdörfern von Frauen
kooperativen hergestellt. Dafür werden die Arganfrüchte - keine zu- vor von
Ziegen verdauten! - in der Sonne getrocknet, danach das Fruchtfleisch entfernt,
die Kerne geknackt, und dann die oft noch gerösteten Arganmandeln gepresst. Für
einen Liter Öl werden mindestens 30 Kilogramm Früchte verarbeitet, deshalb
kostet es mehr als andere Pflanzen Öle. Mit seinem feinnussigen Geschmack
eignet sich Arganöl gut zum Verfeinern kalter und warmer, süßer und herzhafter
Speisen.
AVOCADOÖL
Weil Avocado Öl aus dem Fruchtfleisch hergestellt wird, enthält es
auch dessen gesunde Inhaltstoffe. Bereits die Azteken verwendeten es. Das
milde, dunkelgelbe bis grünliche Öl bringt die Aromen der Zutaten besonders gut
zur Geltung und lässt sich vielfach einsetzen. Mit seinem hohen Rauchpunkt
eignet es sich auch zum Braten und Frittieren.
ERDNUSSÖL
Nussöl ist hier eigentlich ein irreführender Begriff, denn
Erdnussöl wird aus in der Erde reifenden Hülsenfrüchten hergestellt, ist also
ein Frucht Öl. Der Handel bietet hauptsächlich raffiniertes Öl mit neutralem
Geschmack an, dass viel in der asiatischen Küche verwendet wird. Nur
Kaltgepresstes hat auch ein Erdnussaroma. Beide Öle sind hoch erhitzbar, das
raffinierte bis zu 230, das kaltgepresste bis 170 "C.
HANFÖL
Aus den Samen der Hanf- pflanze wird das wertvolle Hanföl kalt gepresst.
Das grünlich bis braune Öl duftet leicht nach Heu und schmeckt kräutig bis
nussig. Geeignet ist es für kalte Gerichte und zum Dünsten.
HASELNUSSÖL
Einen mildnussigen Geschmack hat Haselnussöl, für das die Nüsse
vor dem Pressen zum Teil auch geröstet werden. Ein im Öl enthaltenes Enzym
wecke die Süße in Obst und Gemüse, beschreibt es Ölproduzent Walter Bitzer von
Oleofactum. Er empfiehlt es z.B. zum Träufeln über Apfel-Möhren-Rohkost, gedämpften
Broccoli und überhaupt zum Verfeinern. Da es leicht ranzig wird, sollte es am
besten im Kühlschrank aufbewahrt und schnell verbraucht werden.
KOKOSÖL
Zu den Fruchtölen gehört Kokosöl, das wegen seiner Konsistenz auch
gern Kokosbutter genannt wird. Erst ab 25°C wird es flüssig, bis 20 °C bleibt
es fest. Kaltgepresstes Kokosöl duftet herrlich nach Kokosnuss und schmeckt
auch aufs Brot. Es eignet sich gut zum Braten, weil es hoch erhitzt werden
kann. Und es ist leicht verdaulich und gesund! Da raffiniertes, neutral
schmeckendes Kokosöl viel bei der Margarine- und Süßwarenherstellung verwendet
wird, hat es den Ruf eines der ungesündesten Fette überhaupt. Es soll den
Cholesterinspiegel erhöhen und damit für Herz- und Gefäßerkrankungen verantwortlich
sein. Die Erhöhung gilt aber vor allem für das gute HDL-Cholesterin und damit
einer Verbesserung der Blutfettwerte. Auslöser dafür ist die enthaltene
Laurinsäure, die rund 50 Prozent des Kokosfetts ausmacht. Schließlich wird ja
auch in tropischen und subtropischen Gebieten traditionell mit Kokosfett
gekocht.
KÜRBISKERNÖL
Mal sind die Kerne des Öl Kürbis geschält, manchmal nicht, bevor
sie gepresst werden. In der Steiermark müssen sie vor dem Schälen in jedem Fall
geröstet werden, erst dann bekommt das sattgrüne, sehr nussig schmeckende Öl
aus Österreich das g.g.A.-Siegel der geschützten geografischen Angabe. Bei
unseren alpenländischen Nachbarn gehört es z.B. in 'den Kartoffelsalat. Aber
auch in Deutschland wird das dunkle Öl mit der Wahnsinnstextur hergestellt, das
jede Kürbiscremesuppe aufwertet. Außerdem passt es zu Salaten, Dressings, Dips,
Suppen und Saucen, sollte aber nicht erhitzt werden.
LEINDOTTERÖL
Hellgrün ist das Öl aus den Samen der Leindotterpflanze und nicht
zu verwechseln mit Leinöl. Kaltgepresst duftet es nach frisch gemähtem
Löwenzahn, im Geschmack erinnert es etwas an Erbsen, schmeckt mild, voll aber
auch etwas pikant. Bei den Kelten war es das beliebteste Speiseöl, Funde aus
alten Keltensiedlungen belegen dies. Leindotter Öl eignet sich für die kalte
Küche. Im Kühlschrank hält es sich etwa neun Monate.
LEINÖL
Eigentlich müsste es richtig Leinsamen Öl heißen, denn aus den
reifen Samen von Flachs wird es gewonnen. Die köstliche kaltgepresste Version
von Leinöl ist goldgelb und schmeckt nussig und etwas nach Heu. Jedoch
verändert es sich schneller als andere Speiseöle, frisch nach dem Pressen hält
es noch etwa 20 Tage, dann beginnt es bitter zu werden. Besser ist es deshalb,
nur kleine Mengen zu kaufen. Sein großes Plus ist der hohe 58-prozentige Anteil
an dreifach ungesättigten Fettsäuren (Omega 3). Gehört in der Lausitz
traditionell zu Pellkartoffeln mit Quark.
MACADAMIAÖL
Das leicht süßliche Aroma der Macadamianüsse lässt sich auch bei
dem stets kaltgepressten Öl rausschmecken. Mit seinem besonderen Nussgeschmack
eignet es sich zum Verfeinern von Brot- oder Kuchenteig oder als Dressing für
herbe Blattsalate. Macadamiaöl oxidiert durch den hohen Anteil an ungesättigten
Fettsäuren sehr schnell. Das hellgelbe Öl wird auch in der Kosmetik benutzt.
Die Nüsse mit der harten Schale wachsen auf der südlichen Halbkugel, in
Australien wurden sie 1857 entdeckt.
MAISKEIMÖL
Maiskeimöl wird aus dem Keimling, also dem geschälten Maiskorn
hergestellt. Im Handel ist meist raffiniertes, hellgelbes Maiskeimöl zu finden.
Es ist geschmacksneutral, hitzebeständig und lässt sich in der Küche fast
universell einsetzen. Kaltgepresstes Maiskeimöl ist etwas dunkler, leicht
rötlich und hat einen ganz leichten Maisgeschmack. Es passt gut zu
Getreidegerichten und Salaten, harmoniert gut mit fruchtigen Essigen.
MANDELÖL
Das hellgelbe Mandelöl wird aus gehäuteten Süßmandeln hergestellt,
manchmal werden auch Bittermandeln beigemischt. Mit seinem fein- nussigen und
an Marzipan erinnernden Aroma eignet sich das milde Öl für Salate und Rohkost,
zum Abschmecken von Gemüse- und Reisgerichten und zum Verfeinern von
Süßspeisen. Auch als Backzutat ist Mandelöl verwendbar. Einen besonderen Kick
bekommen Krustentiere und gebratener Fisch mit ein paar Tropfen. Mandelöl wird
schnell ranzig.
OLIVENÖL
Oliven-ÖL ist optimal für die Grundversorgung mit hochwertigen
Fetten. Man kann es kalt oder warm zum Kochen und Braten verwenden. Es hat sich
seit uralten Zeiten bewährt. Ein Grundsatz ist allerdings zu beachten: Wir
sollten niemals nur eine einzige Fett-Quelle in unserer Ernährung haben! Zu
leicht fehlen uns dann spezielle Fettsäuren. Selbst dieses ideale Öl, kam vor
einigen Jahren unter Beschuss von Ernährungswissenschaftlern. Der Vorwurf: zu
wenig mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Ein unsinniger Vorwurf, denn hier geht
es um die Grund-Fett-Versorgung. Dafür sind die mehrfach ungesättigten
Fettsäuren ungeeignet, weil man sie durch Erhitzen zerstört, dann können sie
sogar gesundheitsgefährlich werden!
SENFÖL
Schwarze Senfkörner enthalten etwa 25 Prozent Ölanteile. Das
Senföl daraus mit einem Anteil von 93 Prozent an ungesättigten Fettsäuren gilt
als sehr gesund. Es ist typisch für die indische Küche, wird aber auch in
Deutschland hergestellt, z.B. in der Historischen Ölmühle Eberstedt. Das
kaltgepresste Öl
hat eine dezente Schärfe, schmeckt mild-würzig. Senföl eignet sich
gut für Blatt- und andere herzhafte Salate, lässt sich aber auch zum (nicht zu
heißen) Braten und Verfeinern von Speisen verwenden, etwa zum Marinieren von
gegrilltem Gemüse.
SESAMÖL
Drei Arten Öl aus Sesamsaat lassen sich unterscheiden: helles,
raffiniertes Sesamöl mit nur leicht nussigem Geschmack; kaltgepresstes Sesamöl
mit kräftigerer gelber Färbung und nussigem Geschmack; Öl aus geröstetem Sesamöl,
das sehr dunkel ist und extrem nussig schmeckt. Beliebt ist es in der
asiatischen und orientalischen Küche, sollte aber sparsam verwendet werden,
weil es den Geschmack anderer Zutaten überdeckt.
SOJAÖL
Sojaöl aus den Bohnen der Sojapflanze ist ein Frucht Öl.
Raffiniert, wie es meist im Handel zu finden ist, hat es eine hellgelbe Farbe
und einen neutralen Geschmack. Es kann auch gut zum Backen, Schmoren und Braten
verwendet werden. Kaltgepresstes Sojaöl eignet sich für die kalte Küche,
gekühlt ist es neun Monate haltbar.
SONNENBLUMENÖl
Die meisten Öle aus den Samen der Sonnenblume sind raffiniert und
in der Küche für die meisten Zubereitungsarten geeignet. Dann gibt es die
Kaltgepressten, mit angenehm fruchtigem Geschmack, die sich für Salate und Rohkost
oder aber auch zum Beträufeln von gegartem Gemüse eignen. Und dann gibt es noch
das Sonnenblumenöl von Oleofactum, wo die Kerne vor dem Pressen geschält
werden. Dieses Öl schmeckt wirklich nach Sonnenblumenkernen.
TRAUBENKERNÖL
Es braucht 50 Kilogramm Weintraubenkerne bzw. das Zehnfache an
Weintrauben, um nur einen Liter Trauben Kernöl herzustellen. Das intensiv grüne
Öl ist reich ist an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E. Der
Geschmack ist mild-fruchtig und leicht nussig, kaltgepresst schmeckt es noch
aromatischer. Da es sehr hitzebeständig ist, lässt sich auch damit braten.
Eigentlich ist Trauben Kernöl dafür aber zu schade, überzeugt mehr
in der kalten Küche. Besonders gut passt es zu frischem Käse und
zu Weintrauben.
WALNUSSÖL
Wunderbar nussig schmeckt das aus reifen Walnusskernen gewonnene
Öl, die zum Teil zuvor auch geröstet werden. Öl aus Kaltpressung ist
aromatischer als aus Warmpressung. Es eignet sich zum Verfeinern von Salaten
und Saucen sowie zum Abschmecken von Wurzelgemüse. Beliebt ist es in der
französischen Küche, es verträgt keine Hitze.
WEIZENKEIMÖL
Weizenkeimöl mit seinem hohen Vitamin E-Gehalt wird aus geschälten
Weizenkörnern gewonnen, durchweg durch Kaltpressung. Das goldgelbe Öl schmeckt
ganz zart nach Getreide und lässt sich für kalte Gerichte wie Blatt- und
Kräutersalate verwenden. Erhitzt werden sollte es nicht. Die geöffnete Flasche
im Kühlschrank aufbewahren und in den nächsten zwei Monaten verbrauchen.
©
Slow Food, 02_2011