Selen, der unverzichtbare Mikro-Nährstoff

Das Spurenelement Selen ist ein gutes Beispiel, welchen Einfluss winzige Mengen einer Substanz auf unsere Gesundheit haben können. Wir bewegen uns hier im Bereich von Millionstel Gramm (mcg), die unser Körper jeden Tag benötigt. Nehmen wir an, Sie haben heute Morgen ein Ei zum Frühstück gegessen, hoffentlich mit cremigem Eigelb. Damit haben Sie ca. 18 Millionstel Gramm organisches Selen aufnehmen können. Bei den Eiern können wir ganz sicher sein, dass etwas Selen im Ei steckt

Die moderne Tierproduktion und ihre Konsequenzen

Die erstaunlich günstigen Preise für Fleisch und Eier, das ist kein Geheimnis, setzen eine Intensivhaltung von meist gentechnisch optimierten Tier-Rassen mit speziellem Leistungsfutter voraus. Geflügelzüchter haben vor vielen Jahren die schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass ohne einen minimalen Selengehalt des Futters jedes Tier stirbt. Dies gilt allgemein für alle Tiere, die sich das Futter nicht selbst suchen können.

Wie sieht es bei uns Menschen aus?

Wenn jedes Tier ohne ein Minimum an Selen stirbt, könnte das für uns Menschen auch gefährlich sein. Dies ist auch der Fall. In China wurde es zweifelsfrei nachgewiesen. In der chinesischen Provinz Keshan gab es bereits bei vielen jungen Menschen rätselhafte Herzkrankheiten. Die Lebenserwartung der 50 Millionen Einwohner war für Chinesen in den 70er Jahren sehr gering. Die Ursache wurde im Selen-Mangel der Böden in der Provinz Keshan gefunden. Die Symptome waren wie bei den Tieren: Muskelschwäche, Ödeme, Entzündungen und Herz-Muskel-Versagen.

Effectiveness of selenium supplements in a low selenium area of China Am J Clin Nutr. 2005April;81(4):829-34

Bedingt moderne Landwirtschaft

einen Mangel an Spurenelementen?

Kunstdünger, über Jahrzehnte verwendet, reichert die Böden mit Schwermetallen wie Cadmium und sogar Uran an. Herbizide, Fungizide und Pestizide dezimieren Bodenbakterien, die allein es den Pflanzen ermöglichen, über die Wurzeln Mineralien und Spurenelemente aufzunehmen. Wir haben heute zwar Masse an Nahrung, es fehlen aber wichtige Stoffe, die unser Körper benötigt. Im Bio-Anbau sieht es besser aus, aber optimal ist es da auch noch nicht.

Selen für die Schilddrüse

Natürlich benötigt unsere Schilddrüse das Spurenelement Jod, um die lebenswichtigen Schilddrüsenhormone immer wieder zu bilden. Die Bedeutung des Selens für die gesunde Funktion unserer Schilddrüse ist leider wenig bekannt. Die entscheidende Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 in die aktive T3-Form durch ein Selen-Enzym (iodotyronine deiodinase) ist nur möglich, wenn ausreichend Selen im Körper vorhanden ist. Dieser Zusammenhang ist seit 1996 geklärt, aber immer noch gibt es Probleme mit der Schilddrüse, die allein auf einem Selen-Mangel beruhen. Da wir Selen aus vielen Gründen ohnehin im Körper haben müssen, kann man das leicht austesten -auch bei einer Autoimmunkrankheit der Schilddrüse.

Biol Trace Elem Res.1996, Jan;51(1):31-41

Selen für das Herz

Die Bedeutung des Selens für Funktion und Regeneration unseres zentralen Muskels ist in Chinas Provinz Keshan über rätselhafte Todesfälle geklärt worden. Bei extremem Selen-Mangel (zB in der Provinz Keshan) hilft nur das „Heilmittel“ Selen (vorausgesetzt Magnesium ist genügend vorhanden). Hinter dieser tödlichen Epidemie von Herzschwäche (Cardiomyopathie) steckte eine Infektion durch Coxsackie-Viren, die sich bei Selen-Mangel explosiv vermehren können und schwere Entzündungen auslösen. So manche Herzschwäche, auch in Europa, hat offenbar eine Ursache in einer früheren Virus-Infektion, bei der Selen-Mangel eine fatale Rolle spielte. Bereits am 23. April 1977 veröffentlichte „The Lancet“ eine Untersuchung des King Edward VII. Hospitals von 38 Patienten, die einen akuten Herzinfarkt erlitten hatten. Davon hatten 10 Patienten unmittelbar vor dem Infarkt eine Virus-Infektion. Bei allen wurde eine Coxsackie-B-Infektion gefunden. Herzkranke können sich einen Selenmangel offensichtlich nicht leisten.

Lancet 1977; 1:883-884 / JAMA 1989; 261: 1161-64 / J Clin Microbiol 2000; 38: 3538-43

Selen bei Infektionen und gegen Schwermetalle?

Selen stärkt das Immunsystem. Das ist allgemein bekannt. Es hat auch eine unmittelbare Wirkung gegen bakterielle Lipopolysaccharide, die für viele Todesfälle durch bakterielle Toxine verantwortlich sind. Aus diesem Grund erscheint die Empfehlung, vor einem Krankenhausaufenthalt ein gutes Selen-Präparat einzunehmen, (100 – 200mcg), sehr sinnvoll. Dies ist gerade für ältere Patienten als Schutz vor einer Hospital-Infektion wichtig.

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass ein Selenmangel Viren gefährlicher macht. Wenn wenig Selen im Körper ist, können Viren mutieren, sich in eine gefährlichere Form umwandeln. Diese Eigenschaften guter Selen Präparate erklärt auch die unterstützende Wirkung bei Hepatitis-Infektionen.

Exp Biol Med (Maywood) 2004 Feb; 229(2):203-13  / FASEB Journal 2001;15:1481-83 / Biol Trace Elem Res1997; 56:117-24

 

Rheuma, Rheumatoide Arthritis…

Wenn wir wenig Selen im Körper haben, wird das Gehirn bevorzugt „bedient“. Die Patienten lassen regelmäßig einen sehr niedrigen Selen-Wert im Blut erkennen. Bei rheumatoider Arthritis führt eine tägliche Gabe von 200mcg organisches Selen bereal 15its innerhalb von nur 3 Monaten zu einer erheblichen Reduktion der Schmerzen und einer besseren Gelenk-situation. Für alle entzündlichen Krankheitsprozesse ist ein optimaler Selen-Spiegel im Blut eine große Hilfe. Wenn wir auf eine regelmäßige Versorgung mit Selen achten, bleibt uns Einiges an Leid erspart.

The Lancet, Vol.356, July 15, 2000, 233-40

Selen für die Stimmung, für die Augen?

Wenn wir wenig Selen im Körper haben, wird das Gehirn bevorzugt „bedient“. Das ist eine Schutzfunktion unseres Körpers, damit unsere Stimmung nicht gleich in den Keller sinkt und wir reagieren können. Bei Kindern, die zu epileptischen Anfällen neigen, dämpft Selen diese Tendenz. Unsere Augen benötigen Selen von der Netzhaut bis zur Linse - einmal für den Sehvorgang selbst (die Datenverarbeitung), dann aber auch als Schutz für die Linse, damit sie die Strahlung ohne Schaden verträgt. Unverzichtbar ist hier auch Vitamin-C, um den Grauen Star zu vermeiden.

Biol Psychiatry 1996;39:121-28

Pankreas, unsere Bauchspeicheldrüse und Selen

Unsere wichtigste Verdauungsdrüse hat es bei den Ernährungs-gewohnheiten in der modernen Gesellschaft sehr schwer. Immer häufiger treten Pankreas-Entzündungen auf, die für unsere Bauchspeicheldrüse eine gefährliche Belastung (mit hohem oxidativem Stress) darstellen. Überaus gefährlich ist eine chronische Pankreatitis. Am besten nimmt man spätestens bei den ersten Anzeichen genügend Selen (ca. 200mcg/Tag) ein.

An der Manchester Royal Infirmery wurden bei chronisch wieder kehrender Pankreatitis 600mcg Selen pro Tag weitere Mikro-Nährstoffen gegeben. Dies sollte niemand ohne begleitende Kontrolle der Blutwerte tun! Am Rostocker Klinikum wurde bei nekrotisierender Pankreatitis Selen intravenös mit sensationellem Erfolg gegeben (B. Kuklinski).

The Lancet , 356, July 15, 2000: 233-40

 

Der Stress unserer armen Bauchspeicheldrüse!

Wie sehr unsere Bauchspeicheldrüse in unserer Zeit leidet, haben die Forschungen des Professor Dr. Marc Yves Donath vom Universitätsspital Basel deutlich gezeigt. Er forschte über den Zelltod, die „Apoptose“. Eine Zelle, die nicht mehr gebraucht wird, begeht Selbstmord … und wird normalerweise durch eine neue Zelle ersetzt. Das Leben geht weiter.

1999 platzte eine Bombe, Prof. Donath konnte nachweisen, warum die Insulin produzierenden Betazellen unserer (nur 100g leichten) Bauch-speicheldrüse sich einfach „umbringen“, ohne dass eine neue Zelle an ihre Stelle tritt. Damit hatte er die Ursache der Altersdiabetes gefunden, die heute auch schon junge Menschen erleiden. Dieser Zelltod ohne jeden Sinn hat eine klare Ursache: Es befindet sich zu lange zu viel Zucker, Fruktose und Glukose, im Blut. Prof. Donath hatte die Ursache der Diabetes Typ-2 gefunden. Dieser sensationelle Forschungserfolg brachte ihm jede Menge Ärger und viele Intrigen ein. Nach zigfacher Wiederholung der Experimente veröffentlichte er seine Forschungsergebnisse 2002. Parallel entwickelte Prof. Donath auch einen Therapieansatz, um an der Ursache der Diabetes-2 ansetzen zu können. Diese Arbeit wurde 2007 im New England Journal of Medicin veröffentlicht. Erst danach fand er die Anerkennung, die diese Forschung verdient. Daraus können wir lernen: Selen kann unsere Bauchspeicheldrüse zweifellos schützen, den vollen Erfolg erreichen wir nur, wenn wir beim Konsum von Zucker, Fruchtzucker, Glukosesirup sehr vorsichtig sind; sonst bringen wir unsere lebenswichtigen Betazellen regelrecht um!

Selen als Schutz vor Krebs?

Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in Studien immer wieder ein Zusammenhang deutlich zwischen niedrigem Selen-Spiegel und einem erhöhten Risiko, an Krebs zu erkranken. In den 1980er und 1990er Jahren bestätigte sich diese Erkenntnis in vielen Untersuchungen: je geringer die Versorgung mit Selen, umso größer das Risiko, an Krebs zu erkranken. Je nach der Selen-Aufnahme steigt das Risiko einer Krebserkrankung um 100% bis zu 600% (The Lancet 15.07.2000). In den letzten 10 Jahren wurde die Schutzwirkung einer guten Selen-Versorgung für eine ganze Reihe von Krebserkrankungen zweifelsfrei nachgewiesen. An erster Stelle stehen Prostata-Krebs und Darmkrebs, aber auch Blasenkrebs, Lungenkrebs, Pankreaskrebs, Magenkrebs, Ösophagus-Krebs und Leberkrebs werden durch Selen Mangel stark „gefördert“. Besonders eindrucksvoll ist das um 800% höhere Risiko von Schilddrüsenkrebs bei einem Mangel an Selen.

Eine Krebserkrankung hat kaum jemals eine einzige Ursache. Da spielen viele Faktoren mit hinein, Ernährung, genetische Disposition, Umwelteinflüsse usw. Allerdings ist die Schutzwirkung des Spurenelements Selen überaus eindrucksvoll. Welch ein Wandel, wenn wir einmal 60 Jahre zurück denken. Bis zum Ende der 1950er Jahre hat man im Selen überhaupt keinen Nutzen gesehen. Damals, vor dem Großeinsatz von Kunstdünger, konnten die Pflanzen noch mehr Mineralien aus dem Boden aufnehmen. Heute kennen wir diese Zusammenhänge. Es kostet wenig, diesen Schutz vor vielen Krankheiten zu nutzen. Immer häufiger wird bei einer Krebsbehandlung auch eine begleitende Selen-Einnahme empfohlen.

Welche Form des Selens ist nun am wirksamsten?

Natriumselenit

Diese anorganische Form des Selens wird nicht so leicht aufgenommen wie die organischen Verbindungen. Dennoch hat gerade diese Verbindung sehr interessante spezielle Wirkungen. Es zerstört gezielt die Mitochondrien von Krebszellen, ohne die Mitochondrien gesunder Zellen anzugreifen! Gleichzeitig wird das lebenswichtige Schutz-Enzym Glutathionperoxidase unterstützt - eine Doppelwirkung, die zu einer deutlichen Stärkung des Immunsystems führt und das Absterben von Krebszellen fördert (apoptosis). Tumoren an Kopf und Nacken reagieren besonders positiv auf diese Selen-Form. Natriumselenit bietet einen Schutz vor Schäden unserer Erbsubstanz (DNA), die zu Krebsentwicklungen führen können.

Biol Trace Elem Res. 2011 Aug.9 / J Trace Elem Med Biol. 2011 Jul;25(3):130-7 / J Biol Chem. 2011 Aug 5;286(31):27573-81 / Biotrace Elem Res.2000 Feb;73(2):97-111

 

Selenmethionin

Die meisten Präparate aus Selen-Hefe enthalten diese Bindung des Selens an die Aminosäure L-methionin. Es ist in sehr vielen klinischen Studien erfolgreich eingesetzt worden. Manche Studie musste aus ethischen Gründen abgebrochen werden, um die Gruppe ohne Selen-Einnahme vor Krebs zu schützen (Univers. of Arizona, 1996). Die Schutzwirkung des Selen-methionin ist besonders ausgeprägt bei Prostata-Krebs (63% Reduktion), Ösophagus-Krebs, Lungenkrebs und Darmkrebs. Bei Vor-Krebs Stadien vieler Körpergewebe kann Selenmethionin eine Rückbildung bewirken.

Gastroenterology. 2005, Esp;10(2-3):863-73 / Br J Urol. 1998 May;81(5):730-4 / Klin Onkol. 2011;24(3):171-9

 

Selenmethyl-l-selenocystein

Diese organische Selenverbindung hat in den letzten Jahren großes Interesse in der Wissenschaft gefunden. Es ist genau die Form des Selens, die sich z.B. in Pflanzen der Knoblauchfamilie bildet, wenn sie in Böden angebaut werden, die Selen enthalten. Nach dem derzeitigen Stand ist es die wirksamste Form des Selens. Es kann sogar den gestörten cirkadischen 24Std-Rhythmus, beispielsweise der Schichtarbeiter, reparieren. Unter den Bedingungen der Schichtarbeit entstehen im Körper fehlgebildete Proteine, die das Risiko einiger Krebsarten, z.B. auch Brustkrebs, erhöhen. Mit Selenmethyl-l-selenocystein lassen sich diese fehlgebildeten Proteine sogar reparieren. Man kann nur jedem Schichtarbeiter/in raten, ein Selenprodukt in dieser Form des Selens einzunehmen. Es normalisiert auch den Melatonin-Spiegel und die bei älteren Menschen stark nachlassende Melatonin-Produktion (Schlafstörungen).

Diese Form des Selens hat eine besonders intensive Wirkung bei der Verhinderung der Formung neuer Blutgefäße von Tumoren (angiogenese). Damit lässt sich das Wachstum von Tumoren reduzieren, besonders neben einer Chemotherapie. Am wichtigsten ist natürlich die Vorbeugung vor einer Krebserkrankung, die hier unser Anliegen ist. Diese hoch interessante Substanz hat auch ein gutes Wirkprofil für Darmkrebs, Prostatakrebs und Krebs am Kopf, im Nacken und an der Brust.

Cancer Prev Res (Phila)2008, Jul;1(2):119-27 / Cancer Prev Res (Phila).2010 May;3(5):640-52 / Expert Opin Drug Deliv. 2011 Jun;8(6):749-63 / Breast Cancer Res Treat.2009 Nov;118(1):33-43 / Clin Cancer Res 2008 Jun15; 14(12):3926-32

 

Selen gibt uns die Chance, Krankheiten zu vermeiden!

Beim Selen kann man mit wenig Kosten viel bewirken - ganz ähnlich wie beim Magnesium. Mit dem Selenmethionin kann man mit einer Tagesdosis für nur 0,05€ auskommen. Eine Mindestdosis von 100mcg ist zur Vorbeugung gegen Rheuma, Immunschwäche, zur Erhaltung der Sehfähigkeit und für eine gesunde Schilddrüse erforderlich. Zur Entgiftung optimal und von der Wirkung nicht zu übertreffen ist die Kombination aller drei vorgestellten Formen des Selens. Bei Verdacht auf Krebs, zur Krebsvorbeugung oder zur Vermeidung einer Rückkehr der Erkrankung sollte man nur diese Dreier-Kombination verwenden. Beim Vitamin-E sollten wir nur den Komplex mit den Gamma-Formen einnehmen, der den besten Schutz bietet.